DIE SCHÜTZENBRUDERSCHAFT
Geschichte der Schützenbruderschaft Hultrop, Heintrop und Büninghausen.
Geschichte der Schützen in Hultrop – Heintrop – Büninghausen
Wer die Geschichte des Schützenwesens in Hultrop – Heintrop – Büninghausen und die damit verbundenen Traditionen erforschen möchte, muss hierzu bis in das 16. Jahrhundert zurückgehen.
Der ländliche Bereich und die damaligen Städte entwickelten sich durchweg unterschiedlich.
Insbesondere was die Verteidigungsmöglichkeiten anging, waren die Städte im Vorteil, da sie nicht nur Schutzeinrichtungen wie Wälle und Mauern hatten, sondern bereits über eine organisierte Stadtwache verfügen konnten.
Die Landbevölkerung war diesbezüglich auf sich selber angewiesen und musste daher ihre Verteidigung selbst übernehmen. Um dieser Aufgabe angemessen gewachsen zu sein, waren Übungen im Umgang mit Waffen erforderlich. Es wurden Schießübungen vorgenommen, bei denen auf Nachbildungen eines Vogels oder gar eines Papageien angelegt wurde. Das Vogelschießen hatte in erster Linie seinen Zweck in der Verteidigungsübung, darüber hinaus trug es aber zur geselligen Unterhaltung in lockerer Atmosphäre bei.
Im Laufe der Zeit änderte sich die Landesverteidigung durch die modernere Kriegstechnik. Die Selbstverteidigung gehörte nicht mehr zur Hauptaufgabe der Schützen. Vielmehr wurden sie zu Polizeidiensten, Feld- und Brandschutz und anderen Bewachungsaufgaben herangezogen.
Im 18. Jahrhundert drohte dann der Untergang des Schützenwesens. Der ursprüngliche Zweck und die damit verbundenen Werte (Bürgersinn, Eintracht, Geselligkeit und Frohsinn) wurden nahezu aufgegeben. Ausschweifende Feierlichkeiten mit übermäßigem Alkoholkonsum waren für diese Entwicklung mitverantwortlich.
Unter preußischer Verwaltung blühte das Schützenwesen langsam wieder auf, dank eines gestärkten Bürgertums mit erhöhtem Selbstbewusstsein.
Damals noch existierende Vereine wurden wieder aktiv, aufgelöste Vereine formierten sich wieder neu.
Der preußische Staat erlaubte in der Zeit um 1835 das Feiern von Schützenfesten nur wenn ein Verein mit ordnungsmäßiger Satzung vorhanden war.
Die Gründungsväter der Schützenbruderschaft St. Sebastian Hultrop – Heintrop – Büninghausen stellten ihre Vereinigung unter das Patronat des Hl. Sebastian. Nicht nur die Pflege von Tradition und Brauchtum sowie der Geselligkeit, sondern auch die Nähe zur Kirche gehörte zu den Grundwerten der Bruderschaft.
Über das Bestehen der Schützenbruderschaft und deren Vereinsaktivitäten während des 19. Jahrhunderts gibt es nur wenig an überlieferten Informationen. Auch im Pfarrarchiv Hultrop ist aus dieser Zeit wenig zum Schützenwesen in den drei Ortsteilen dokumentiert.
Die ältesten vorhandenen Dokumente stammen aus dem Jahr 1920. Hierbei handelt es sich um ein Protokollbuch, in dem Berichte über abgehaltene Generalversammlungen und deren Beschlüsse sowie Aufzeichnungen von Kassenberichten enthalten sind.
In den darauffolgenden Jahren kam es immer wieder zu besonderen Gegebenheiten bzw. Umständen, die in der Vereinsgeschichte der Schützenbruderschaft fest verankert sind.
Im Jahr 1923 wurde das Feiern von Schützenfesten durch die Deutsche Reichsregierung verboten. Damalige Besatzungstruppen sahen im Schützenwesen ein erhebliches militärisches Gefahrenpotential.
In den Jahren 1924 und 1925 gab es vereinsinterne Streitigkeiten über den Standort der Vogelstange. Erst durch den Schlichterspruch des damaligen Präses Pfarrer Westermeier unter Androhung seines Rücktritts kam es zu einer Kompromisslösung.
Dass 100-jährige Vereinsjubiläum im Jahr 1935 nahmen die Schützen zum Anlass eine Schützenuniform anfertigen zu lassen. Fortan wurden die Schützenumzüge in blauen Kitteln und grünen Mützen vorgenommen. Auch ein Feuerwerk durfte zum Jubiläum nicht fehlen.
Die politische Situation machte es 1936 erforderlich, dass die Schützenbruderschaft sich den damaligen Machtverhältnissen unterwerfen musste. Das Vereinsleben konnte nur noch eingeschränkt gestaltet werden. Veränderte Bedingungen machten den Feiern von Schützenfesten noch bis 1939 möglich.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Feiern von Schützenfesten vorerst verboten. Bereits 1947 wurde ein inoffizielles Fest mit Vogelschießen und Umzug gefeiert; nach den Kriegsjahren war die Sehnsucht groß nach Frohsinn, gemeinsamen und harmonischen Feierlichkeiten.
Ein Jahr später – 1948 – regte sich das Vereinsleben in der Schützenbruderschaft wieder. Widerspruch der Besatzungsmächte war damals kaum zu befürchten, denn die kulturellen und gesellschaftlichen Zwecke der Bruderschaft hätten eventuelle paramilitärische Absichten entkräftet.
Das Schützenfest 1948 konnte jedoch nur mit der Auflage des Verzichts auf Feuerwaffen gefeiert werden. Stattdessen wurde hier mit einer Armbrust auf den Vogel gezielt.
Die Schützenbruderschaft hatte schnell ihren Platz im dörflichen Vereinsleben wieder eingenommen, steigende Mitgliederzahlen und viele Schützenfeste als jährliche Höhepunkte sprechen dafür.
Zum 125-jährigen Jubiläum im Jahr 1960 wurden von der Schützenbruderschaft einheitliche Holzgewehre angeschafft, die zu den Umzügen am Sonntagnachmittag und Montagmorgen getragen werden.
In der Vereinsgeschichte der Bruderschaft hatte die Nähe zur Kirche einen hohen Stellenwert. Im Rahmen des Schützenfestes wurde immer eine Schützenmesse gefeiert, im Jahre 1971 wurde die Messe von Montagmorgens auf den Samstagabend verlegt.
1985 war wiederum ein besonderes Jahr in der Vereinsgeschichte. Die Schützenbruderschaft feierte das 150-jahrige Bestehen, zudem der Kreisschützenbund Soest des Sauerländerschützenbundes aber auch viele Nachbarvereine als Gäste geladen waren. Das Jubiläum war ein willkommener Anlass, eine Festschrift über die Schützenbruderschaft und darüber hinaus auch über die Historie der drei Ortschaften Hultrop, Heintrop und Büninghausen zu erstellen.
Ein geschichtsträchtiges Jahr war für die Schützenbruderschaft das Jahr 1999. Manuela Nelle schoss als erste Schützenschwester in der Vereinshistorie den Vogel ab und regierte das Schützenvolk als Königin. Dies war für viele Schützenschwestern das auslösende Ereignis, der Schützenbruderschaft beizutreten und an den Festumzügen des Schützenfestes teilzunehmen.
Heute bietet die Schützenbruderschaft ihren Mitgliedern sowie auch Freunden und Gönnern die Möglichkeit, sich im Schützenwesen in Hultrop-Heintrop-Büninghausen zu engagieren. Dazu gehört nicht nur des jährlich Feiern des Schützenfestes. Das Gedenken der Verstorbenen beider Weltkriege zum Volkstrauertag mit der Kranzniederlegung am Ehrenmal gehört ebenso zum Aufgabenbereich der Schützen wie das Ehrengeleit zu den Prozessionen, das Führen des Totenbuches und die Teilnahme an Trauerfeiern von Vereinsmitgliedern mit Fahneabordnungen.
Die Schützen füllen mit ihren Veranstaltungen den reichhaltigen Terminkalender im dörflichen Vereinsleben und beteiligen sich ebenso an gemeinsamen Aktivitäten, die von allen Vereinen in Hu-Hei-Bü organisiert werden.
Besonderen Wert wird auf ein gutes Miteinander zu allen Nachbarvereinen gelegt, was durch den jährlichen Besuch benachbarter Feste zum Ausdruck gebracht werden soll.
Seit 1985 besteht eine freundschaftliche Beziehung zum Schützenverein Mehr. Besuch und Gegenbesuch zu den Schützenfesten erhalten diese aufrecht. Darüber hinaus kommen regelmäßig Gastvereine zum Schützenfest nach Hultrop, um am Sonntag mit zu marschieren. In früheren Jahren waren es der Fanfarenzug der Stadt Oelde und die Avantgarde des Schützenvereins Einigkeit Soest, heute ist es die Avantgarde Lippborg, die sich in den Festzug einreihen.
Die Schützenbruderschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte Traditionen und Brauchtum zu pflegen und karitative Unterstützung zu leisten. Alt und Jung haben sich gemeinsam dieser Aufgaben in Hultrop-Heintrop-Büninghausen angenommen.